Sonntag, 20. Juni 2021

Der letzte Text...... "Es wird besser!"

Da ist er ! Wer hätte das gedacht? Ein letztes Mal hau ich etwas in diese Tasten, was das Leben mit zwei kleinen Kindern ganz gut beschreibt und vielleicht ein letztes Mal Trost spendet, für jene Mütter und Väter, die in der gleichen Lage sind und sich denken können: „Na , Gott sei Dank, es ist nicht nur bei uns zu Hause so!“ 

Warum ist das der letzte Text? Der theatralische Abschiedstext? Das ist ganz einfach, …. weil ich wieder einmal nicht auf all die anderen Mütter gehört haben, die es mir lange prophezeit hatten. Jene Mütter mit älteren Kindern, die immer sagten:

Es wird besser!“

„Pah! Pustekuchen! Es wird nicht besser.. !“ ,war meine Antwort.

Auch gut …: „ Irgendwann schlafen sie durch!“ „Paaaaaah! Doppelt Pustekuchen!“

Diese Botschaften wollte ich die letzten Jahre nicht hören, sie konnten nur gelogen sein . Andere Aussagen jedoch erschienen mir in meiner gewohnt pessimistischen Art gerade Recht zu kommen : „Kleine Kinder , kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen!“ JA! Das war nach meinem Geschmack!„Waaaaas? Es wird noch schlimmer? Geht es noch schlimmer?“ Auf diese Frage bekam ich stets die gleiche Antwort : „Es wird nicht schlimmer, aber anders schlimm!“ Ich weiß nicht, was ich von „anders schlimm“ halten soll. Aber ich warte einfach mal auf die Dinge die da noch so kommen in den nächsten Jahren als Mutter und dann wohl Großmutter und Urgroßmutter und so weiter .

Kommen wir zurück zu den ersten Aussagen , die ich nie glauben konnte:

„Es wird besser!“

Ich wurde eines Besseren belehrt. Denn tatsächlich …. : es wird besser. Plötzlich , so ganz heimlich , fast nebenbei wird einem plötzlich klar, dass der Dauerstress gewichen ist, dass man ab und an mal eine Nacht durchschläft und überhaupt, dass man wieder mehr als 5 Stunden Schlaf mit 5 Unterbrechungen hat. Man merkt, dass man plötzlich wieder viel mehr Zeit für sich hat , dass man sich im Garten wieder findet , um ein Buch zu lesen, während die Kinder spielen. Man merkt, dass die Kinder eben keine Kleinkinder mehr sind und alles auf einmal so einfach erscheint.

Und Plötzlich gehen doch tatsächlich, die unfassbar kuriosen Situationen aus, über die ich schreiben kann, die so skurril stressig sind, dass sie einfach niedergeschrieben werden müssen.

Ich habe damals angefangen die Geschichtchen unseres Alltags aufzuschreiben, um manche Situationen überspitzt und mit viel Humor etwas leichter zu sehen. Es war die Möglichkeit die stressigste Zeit für mich als Mutter von zwei Kleinkindern (bzw. Baby und Kleinkind) zu verarbeiten und dabei gleichzeitig anderen Müttern und Vätern ein gutes Gefühl zu geben, dass eben bei niemandem in solchen Zeiten alles glatt läuft.

Doch jetzt ist einfach ganz heimlich eine andere Ära eingebrochen... und na klar... manches wird sich niemals ändern:

  • Die Mütter, die alles besser wissen,

  • Ich...: Ich werde immer denken, dass ich von allem weiß, wie ich es NICHT machen werde, um es dann am Ende doch zu tun..

Was sich aber ändert? Die Kinder werden größer, ihre Probleme werden andere sein … und vor allem werden ihre Probleme und damit meine Probleme so sein , dass sie nicht in einen Text gehören, in dem ich alles durch den Kakao ziehe.

Und deshalb war es das nun hier an dieser Stelle.

Es war eine echt coole Zeit (wenn auch die stressigste Zeit meines Lebens :-))

Ich bedanke mich für die unfassbar vielen Menschen, die diesen Blog, sowie die veröffentlichten Beiträge auf anderen Seiten, regelmäßig gelesen haben, für die vielen Gespräche , die daraus entstanden sind und für das tolle Feedback! DANKE und adieu... , wir sehen uns im echten Leben ;)


PS: An die Mütter (Väter), die gerade noch mittendrin stecken in dem Mega-Stress …. an die Mütter und Väter, die gerade aktuell sehr wenig schlafen und durch die Welt schreiten, als übermüdete Zombies... lasst euch gesagt sein : ES WIRD BESSER! :)


Montag, 31. Mai 2021

Mit dem Rad zum Kindergarten (Kein Problem)


So! 6 Monate Lockdown ohne Kindergarten liegen hinter uns. 6 Monate ohne Kindergarten haben wir völlig unbeschadet überstanden. Also wirklich. Es kommt kein Aber... wer hätte das gedacht ?!

Das Spannende : Meine Kinder haben sich 6 Monate lang jeden Tag ausgemalt, wie es sein wird, wenn der Kindergarten wieder startet und sie MIT DEM RAD zum Kindergarten fahren. Also jeder für sich , auf seinem Rad und ich ? Na.... ich auf meinem Rad, nebenher. Klingt easy... , denkt man.

Dass es nicht ganz so easy sein würde, war mir ja bereits während der täglichen Freude auf jenes Ereignis klar. Ich kenn das ja. Ich weiß, dass 1,5 km uns das Genick brechen können. 1,5 Kilometer Radfahren, gepaart mit akuter Müdigkeit und generellem „Nicht-ganz-bei-der-Sache-sein“ seitens meiner Kinder.... könnten nur ein Vergnügen werden und so nutze ich jeden einzelnen Tag des Corona-Lockdowns um meine Gelassenheit auf ein so hohes Level zu treiben, dass ich jenes Horrorszenario für die Nerven mit Bravour meistern würde. Und wir erinnern uns … die Tage , an denen ich meinen Geist auf Ruhe trainieren konnte waren unendlich viele.


Es kam also wie es kommen musste.... der Kindergarten startete zur Freude aller Menschen dieser Erde und ich konnte das Schlimmste abwenden und meine Kinder überreden erst am zweiten Kindergartentag mit dem Rad zu starten. Am zweiten Kindergartentag regnete es... leider.... leider ….leider.

Am dritten auch . Schade oder ? Dann kam der vierte Tag und der Regen spielte mir nicht in die Karten und es hieß: Los geht die große Fahrt ! Wirklich schlimm ist es, wenn 6 Monate Corona- Dings hinter einem liegen und Mutter , sowie Kinder einen Schlafrhythmus haben, der so gar nicht zu Kindergartenzeiten passen. So kommt es , dass auch an Tag vier alle drei geweckt werden müssen und das ganze noch früher als an den anderen Tagen, denn schließlich kann man für so eine 1,5 km lange Abenteuerfahrt auch gut und gerne mal eine halbe Stunde einplanen, wenn es gut läuft. Wenn es schlecht läuft ...kommt man womöglich auf eine Stunde . Nach großem Gehetze und allgemeiner Panik schaffen wir es natürlich auf unsere Räder. Also mehr oder weniger.

Da mein Geist dermaßen auf Ruhe trainiert ist... , bringt mich nichts aus der Fassung, obwohl man durchaus die Fassung verlieren könnte, bei zwei kleinen Kindern, die unkoordiniert mit dem Rad mal mehr und mal weniger voran schreiten. Die Tochter beispielsweise hält geschätzt alle 50 Meter an , um … sich zu kratzen. Nein nein , sie ist nicht von der Krätze befallen, Läuse gibt es auch nicht. Es ist nur so : Wenn sie beide Hände am Lenker hat und weiß, dass sie sich gerade nicht kratzen könnte, wenn sie doch vielleicht müsste, dann beginnt natürlich irgendwas zu jucken. Eine Kopfsache. Spannende Geschichte. Nicht so spannend, für die ständig Wartenden. Dann der Junge , der ja bekanntlich zumeist noch mit Stützrädern fährt: Er träumt. Und wenn er träumt , wird er langsam und wenn er langsam wird , machen es die Stützräder , dass das Hinterrad durchdreht und er nicht mehr vom Fleck kommt. Ich muss dann absteigen , um ihm wieder einen kleinen Schubser zu geben, damit es weitergeht. Was will ich damit sagen ? Einer steht immer. Unter Zeitdruck und mit normalem Gemütszustand eine Zerreißprobe ! Für meinen trainierten Geist: Ein Klacks. Dann die nächste große Hürde: Nach ca. einem Kilometer steigt der Junge vom Rad und verkündet: Ich will nicht mehr. Ich weiß das, ich kenn das und ich bleibe cool. Mit guten Argumenten bewege ich ihn zum weiter fahren und schließlich kommen wir an. DAS war der Hinweg. Unter guten Bedingungen. Der Rückweg , und das dürfte jedem klar sein , ist da nochmal ne Schippe oben drauf. Warum?

Der Rückweg mit zwei Kindern , die vom Kindergarten hundemüde und ausgehungert sind.... die zusätzlich gleiche Vorgehensweisen , wie auf dem Hinweg an den Tag legen, ist die Königsdisziplin. Deswegen.... habe ich dieses Mammutprojekt ein wenig nach hinten geschoben. Ich musste mich mental drauf vorbereiten.

4 Tage nacheinander habe ich uns alle trainiert! Es war ein hartes Training, aber es hat sich ausgezahlt gemacht.

4 Tage habe ich mittags die Kinder mit dem Auto abgeholt und die Räder in den Kofferraum geladen. …....Alle vier Tage schlief der kleine Mann im Auto ein … auf 1,5 km. Ihr erinnert euch . Alle vier Tage stopfte die Tochter den gesamten Inhalt ihrer Brotdose in sich hinein... auf 1,5 km. Alle vier Tage verkündete ich :

„Wenn ich euch morgen auch mit dem Rad abholen soll, dann könnt ihr nicht einschlafen und essen auf dem Rückweg.“

Nun ja. Die Worte fanden wenig Gehör... denn am 5. Tag sollte es soweit sein :

Ich hole die zwei mit dem Rad ab. Beide hocherfreut , über diesen tollen bevorstehenden Heimweg... fahren sie motiviert los! 100 Meter. Der Junge: „Ich bin müde!“ Das Mädchen : „Ich muss so pipi , außerdem …. ich hab Huuuuuuuuunger !“ Ich : „Om Om Om !“

Der Junge steigt ab und setzt sich auf den Bordstein. Das Mädchen steigt ab und verschwindet hinter einem Busch. Offenbar eine Pipi-Pause?! Ich steige ab und warte. Der Junge legt sich hin . Das Mädchen kratzt sich . Ich fahre los. Sie fahren mir hinterher. 300 Meter weiter. Der Junge : „Ich habe so Hunger.“ Das Mädchen: „Ich hab auch so Hunger.“ Ich : „Ich nicht!“ Ich entscheide mich für eine Picknickpause. Die Kinder jubeln, schmeißen ihre Räder an die Seite, setzen sich auf den Bordstein , packen ihre Brotdosen aus und beginnen zu essen. Ich setze mich dazu. Wir beginnen zu quatschen. 5 Minuten , 10 Minuten, 15 Minuten, 20 Minuten. Die Kinder sind satt. Der Junge fragt, ob er dort auf dem Rasen schlafen dürfe. Ich verneine das Vorhaben. Ich mache den Vorschlag weiterzufahren. Die Kinder sind dafür. Wir fahren. 300 Meter. Das Mädchen muss sich kratzen. Der Junge tritt längst nicht mehr . Ob er eingeschlafen ist?! Wir fahren weiter. Keiner schläft, keiner kratzt sich. Wir kommen an einen Kreisel in der Spielstraße. Wir fahren im Kreis. Nach 10 Runden verkünde ich ,dass mir übel ist.... ich verlasse den Kreis. Die Kinder tun es mir gleich . Wir kommen gut voran. Nächstes Spiel : Über Gullideckel fahren. Das ist ein gutes Spiel, um Strecke zu machen. Nicht jedoch.... wenn der Junge jedes Mal , wenn er einen verpasst , vom Rad absteigt, es zurück schiebt , um dann wieder aufzusteigen und ÜBER der Gullideckel zu fahren . Zeitintensiv diese Aktion . Aber.... mich hetzt ja nichts. Corona hat mich ja so wahnsinnig gelassen gemacht. Ganz schön cool. Irgendwann kommen wir zu Hause an . Ich schaue auf die Uhr. Wow! 1,5 Stunden für 1,5 Kilometer. Auf meine enthusiastische Frage, ob wir morgen wieder mit dem Rad Hin- und Zurückfahren bekomme ich von beiden Kindern nur ein müdes „NEIN“. Schade eigentlich . Ich hatte irgendwie Gefallen daran gefunden.

Samstag, 10. April 2021

Ein Rentner kommt selten allein......

 

Nun ist es ja so …. ich habe einen Jungen , der ist sehr … nennen wir es willensstark. Er ist in allen Bereichen sehr willensstark und ich bin mir sicher... diese Eigenschaft kann ihm nochmal verdammt nützlich werden. Er wird sich durchsetzen können, er wird seine Ziele erreichen, er wird stark sein. Darüber freu ich mich . …. willensstark ist jedoch bei Kleinkindern zugleich ein sehr neumodisches Wort für: „ Das Kind schreit viel.“ :-) Das wollen Mütter nur meist nicht so gerne hören.

Also sprechen wir es aus : ich habe einen kleinen Jungen. Er schreit viel (um seinen Willen durchzusetzen). Soweit so gut . Ich kenne ihn. Ich komme damit klar . Ich bin Profi im „gelassen bleiben“ .

Das sei vorab gesagt … nun kommen wir zu den eigentlichen Geschehnissen. Es trug sich wie folgt vor:

Ich will mit meinem kleinen Sohn einkaufen gehen. Beim Einkaufen erleben wir meist die „tollsten“ Sachen. Ich denke ich berichtete schon des Öfteren davon .

Einkaufen mit einem willensstarken Kind ist irgendwie recht amüsant. Es ist ein Spießrutenlauf . Die Frage aller Fragen ist: Wann sieht er etwas, das er haben möchte , nicht bekommt, um dann vollends auszurasten. Tja... wann....?! Im besten Fall passiert dies erst an der Kasse. Dann beläuft sich die Dauer des Schreiens auf ca. 5 Minuten . Unglücklich läuft es, wenn die Süßigkeiten im ersten Gang aufgebaut sind. Ich meine... das ist auch nicht besonders klug. Alle Verkäufer sind doch genervt von schreienden Kindern. Da muss man doch das Material mit dem Höchsten Schrei-Potenzial nicht in dem ersten Gang aufbauen . Das grenzt ja an Masochismus. Nun ja.... ich schweife ab.

Wir wollen also einkaufen. Wir besprechen im Auto, dass heute alles gut ablaufen soll. Der Sohn versichert seine Kooperationsbereitschaft und wir ziehen frohen Mutes los. Die Chance, dass das Ganze gut geht, liegt bei 50 % , aber ich bin positiv optimistisch gestimmt. Die erste Hürde : „OH MEIN GOTT , ES GIBT KEINE KLEINEN EINKAUFSWAGEN MEHR!!“ , meistert der kleine Kerl ungewöhnlich gut. Wir bewältigen den halben ersten Gang und der Untergang kommt. In Form einer Glasvitrine. Ich bitte euch : ALDI! Seid ihr verrückt? Ne Glasvitrine, hinter der ein grüner, ferngesteuerter Monstertruck eingesperrt ist?! Was kann ein Dreijähriger anderes tun, als SCHREIEN!?! Er schreit also. Problem: Er will den Monstertruck haben . Ich will ihn aber nicht kaufen. Da ich (wie schon mehrfach erwähnt ) ein Profi bin , schalte ich in meinen Notfallplan A , ignoriere das Schreien, erhöhe mein Einkaufstempo und sprinte durch die Gänge! Ich höre ihn, na klar, er ist ja nicht zu überhören. Ich höre die erste Person (über 70) bei meinem Jungen. Ich grinse. Ich weiß was diese erste Person vor hat: Sie will ihr Können unter Beweis stellen. Sie ist sich sicher, dass sie dem Schreien ein Ende setzen kann. „Och du kleiner Mann, was hast du denn ?“ „Lass mich in Ruhe!“ ...Schreien! Die erste Person geht. Die zweite kommt. „ Ohhh , möchtest du diesen Monstertruck so gerne haben?“ „Jaaaaaaaaaaaaaaaaa“... „ Wo ist denn deine Mami? Die muss dir den kaufen. Dann hörst du auch auf zu schreien. Stimmt`s?!“ „Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa“ . Ich rufe aus der Ferne: „Hier bin ich ! Ich werde den Monstertruck nun nicht kaufen. Tut mir Leid“, ich grinse. Der Junge schreit. Person 2 über 70 ist entsetzt. „Ach kleiner , hör doch auf zu schreien. Das ist ja nicht auszuhalten“ . Ich erhöhe mein Tempo nochmals. Person 1 kommt wieder zurück zum Jungen. Person 3 kommt hinzu. Person 1: „Meine Güte... der hört aber auch nicht auf zu schreien.“ Person 2: „Ja, die Mama sollte ihm einfach das Ding kaufen, dann ist Ruhe!“ Person 3: „Ne also das find ich nun nicht …. Die Mutter macht das genau richtig. Kann ja nicht immer seinen Willen kriegen, dieses Kerlchen!“ Person 2: „Wo ist eigentlich die Mutter?“ Ich rufe: Hier bin ich ! Ich laufe auf die drei Rentner zu. Auf dem Weg treffe ich eine junge Dame, sie flüstert mir zu: „Immer schön ruhig bleiben und heute Abend einen Wein gönnen.“ Ich muss lachen. (Sieht man aber nicht , hinter der Maske) Beim Kind angekommen sagt Person 2 : „Nun kaufen sie ihrem Kind doch endlich das Teil. Das Geschrei muss aufhören!“ Person 3 : „Nein nein . Sie machen alles richtig. Gehen sie nur weiter einkaufen. Der wird sich ja bald beruhigen!“ Jetzt wird es spannend: Person 4 betritt die Bühne: „Oh je. Also da haben sie aber auch ein ganz besonders reizendes Exemplar von Kind erwischt. Da ist man ja froh wenn man Feierabend hat. Sie Arme!“ Person 2: „Naja , hätte sie nun auch nur ein bisschen Herz , würde er ja nicht so schreien. Sie muss ihm doch nur das Ding kaufen!“ Person 1: „ Also … da muss man nun einfach mal ein P davor setzen!“ Ich bin innerlich so wahnsinnig amüsiert über diese 4er -Crew, dass ich sehr interessiert frage, wie das denn funktioniere mit diesem ominösen P ?

„Naja, sie packen jetzt das Kind und sagen dass es aufhören soll zu schreien.“ Ich lache... (wieder unbemerkt, dank Maske),aber da ich meinen Einkauf eh weitestgehend relativ gelassen beendet habe ( Mein Sohn war ja stets in guter Gesellschaft ) , nehme ich meinen immer noch schreienden Sohn hoch. Dieser zappelt sich in sekundenschnelle von meinem Arm und Person Nummer 4 ist entsetzt . „Sowas hab ich ja noch nie erlebt. Sie bekommen bestimmt kein zweites Kind.“ Ich erläutere, dass ich bereits ein zweites Kind habe. Sie ist erstaunt. Und so lasse ich die vier zurück. Meinem Sohn erkläre ich dass ich nun zur Kasse gehe, weil ich den Einkauf schon erledigt habe, ganz allein, während er mit Rentnern „gesprochen“ hat. Jetzt rastet er richtig aus : „ ICH WOLLTE EINKAUFEN“ seine Schreifrequenz erhöht sich um einige Dezibel , er trottet hinter mir her. Die Lautstärke im Laden hat einen Höhepunkt erreicht. Alle sind genervt.... Außer ich . Ich schmunzel über meinen Sohn , über mich und erst recht über die Rentner.


Sonntag, 21. März 2021

Ein Jahr später: Corona 2.0

 

Vor ziemlich genau einem Jahr schrieb ich einen durchweg positiven Text über meine durchaus positiven Erlebnisse in der Corona -Zeit . Ich schrieb von Superhelden- Partys und Regentänzen, von Sonne, Garten und vor allem von einem : Entschleunigung. Ich schrieb wie sehr es mir gefällt, dass wir als Familie zu Hause sind und die Zeit gemeinsam genießen. Ich schrieb fast mit einer rosaroten Brille , für die ich durchaus verachtet wurde! Was fiel mir denn ein … diesen schlimmen Lockdown gut zu finden !? JA, also ehrlich … was fiel mir nur ein ?

Jetzt stecke ich bereits seit 13 Wochen in genau der gleichen rosaroten Welt wie vor einem Jahr. Seit 13 Wochen Lockdown,.... seit 13 Wochen Zu Hause. Keine sozialen Kontakte, kein „außer Haus“. Find ich es immer noch gut?....Ja , irgendwie schon , aber diesmal ist es trotzdem ein bisschen anders!

Ich habe seit Monaten keinen Text mehr geschrieben. Warum? Weil es absolut nichts zu berichten gibt. Entschleunigung ist was echt tolles. Ich freu mich immer noch darüber. Die Frage die sich mir jedoch zunehmend stellt, ist.... ob man sich so sehr entschleunigen kann, dass man sich verschleunigt sozusagen. Das geht natürlich nicht, denn „verschleunigt“ erscheint mir, laut Autokorrektur, ein Wort zu sein, was ich soeben erfunden habe. Aber es ist ja wohl klar, was ich mit meinem neuen Wort meine.

Langsam überkommt mich das Gefühl, dass wir so sehr entschleunigt sind, dass wir es nicht mehr schaffen würden , am normalen Leben teilzunehmen. Also rein zeitlich. Wir sind einfach zu langsam. Wir sind so entsetzlich langsam, dass jede Schnecke dieser Erde uns überrunden würde. Um dies zu veranschaulichen nützt nur ein kleines Beispiel:

Es ist Montag Morgen ! Für Freitag Mittag bekommen wir einen „Termin“ rein . Einen Termin rein bekommen klingt jetzt erst mal ganz schön aufregend. Ist es auch ! Ich notiere aufgeregt mit zitternden Händen in den komplett leeren Kalender: Mittagessen bei Mama und Papa. Das passt. Ich teile den Kindern mit, dass wir am Freitag einen Termin haben. Sie sind genauso aufgeregt wie ich . Die Tochter beginnt mit den Planungen.... „ Wenn wir zu Oma fahren, dann nehme ich die rosa Tasche mit Elsa mit, da stecke ich dann die eine Puppe rein , mit Ersatzkleidung, falls sie sich dreckig macht. Ich nehme auch noch meinen Rucksack mit. In den Rucksack stecke ich besser meine Tonie Box. Ihr wisst, dass ich ohne Musik nicht mehr leben mag und dann noch Bibi als Tonie und die Meerjungfrau ….....usw....“ Der Junge hingegen hat andere Sorgen: „ Fahren wir jetzt zu Oma?“ „Nein Freitag!“ „Wie oft noch schlafen, bis wir zu Oma gehen?“ „Viermal!“

Okay. Thema vorerst abgehakt. Denkt man . Es sind nur noch vier Tage und wer weiß , ob wir bis dahin alles schaffen . Mit Alles meine ich dem Fall: Das tägliche Leben. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass wir langsam geworden sind. Und weil der Lockdown nun seit 13 Wochen geht, weiß von uns eh keiner mehr welcher Tag gerade ist und als plötzlich Freitag ist, sind wir alle geschockt.... und uns ist klar: Wir werden zu unserem Termin zu spät kommen. Das ist klar wie Kloßbrühe. Ist man erst mal im Corona-Moove.... ist es nicht zu schaffen mit zwei Kindern das Haus so zu verlassen, dass wir pünktlich um 13 Uhr bei einem Termin sind. Ich meine 13 Uhr!? Das ist quasi mitten in der Nacht.... vor allem wenn man zwei Kinder hat, die mittlerweile ein stark eingespieltes Team sind: dabei liegt die Betonung auf „Spiel“. Sie spielen... den ganzen Tag , ohne Unterbrechung. Und da es ja keine Unterbrechungen gibt , während des Lockdowns, sind sie dies nicht mehr gewöhnt und sie unterbrechen ihr Spiel auch nicht, wenn es um einen Termin geht. Da machste nichts. Ich plane für die Abfahrt 12.45 Uhr ein und gebe um 10 Uhr das erste Mal Bescheid, dass wir uns vielleicht langsam mal fertig machen sollten, weil ja offenbar schon 5 Tage um sind und unser Termin ansteht. Gleichzeitig setze ich die Whatsapp -Nachricht an meine Mutter ab, dass wir wahrscheinlich zu spät kommen werden. Es ist immer gut so was vorher schon mal anzukündigen. Das nimmt den Druck raus. Was soll ich sagen ? Um 12:30 Uhr ist immer noch keiner angezogen und die Tochter hat ihre Taschen noch nicht gepackt. Komisch eigentlich . Sie hatte doch am Montag schon alles geplant. In unserer entschleunigten Art werden wir hektisch, was irgendwie nicht ansatzweise mit der normalen Hektik von früher zu vergleichen ist. Wir sind hektisch , aber irgendwie ….. langsamer als sonst. Ich merke, dass mich ein Termin in der Woche überfordert... und der Gedanke kommt auf, dass ich einen klassischen Tag mit Kita und Arbeit früh Morgens nie wieder schaffen kann. Ich frage mich gerade , was all die Menschen , die das jeden Tag schaffen für Übermenschen sind. Nun denn.... während die Gedanken abschweifen und die Kinder irgendwie immer noch nicht angezogen sind, ist es 12.45 Uhr und ich verkünde: Oh Gott! Wir werden zu spät kommen. Die Tochter ist entsetzt und zieht sich an . Der Junge: spielt. In einer trägen Langsamkeit helfe ich ihm sich anzuziehen und irgendwie machen wir uns alle fertig und dann ist es 13 Uhr! Um 13 Uhr wollten wir da sein . Früher hätte ich einen Herzinfarkt bekommen. Jetzt bin ich so gelassen, dass es schon fast unangenehm ist. 13 : 20 Uhr. Wir wollen losfahren. Denke ich … Die Tochter muss nochmal pipi. Oh... der Sohn auch , .......oh ich auch . 13:30 Uhr: Wir fahren los.

Bei unserem wichtigen Termin (Ihr erinnert... es ist ein Treffen mit meinen Eltern!!) angekommen, wird mir noch was klar. Wenn meine Kinder nur noch mich und meinen Mann sehen über Wochen.... können sie all das was sie so sagen , nur von uns haben. Das ist unangenehm,... die klassische Ausrede in solchen Fällen „ Das müssen sie aus der Kita haben“ , zählt nicht mehr. Da waren sie schließlich seit 13 Wochen nicht mehr,

....... aber das ist nochmal eine ganz andere Geschichte . :)

Dienstag, 22. Dezember 2020

Advent, Advent!

 Ja ja, es ist eine ganz besondere Zeit.... magisch. Magisch für Alle. Also nicht nur für die Kinder. Auch für die Eltern , denn schließlich bildet der Dezember eine Verkettung von Umständen , die dazu führen , dass die Eltern mit so wenig Schlaf auskommen, dass sie die Tage in einer Art Trance verleben . Und eine Art Trance ist ja auch irgendwie magisch , oder?

Fangen wir von vorne an: WER hat Adventskalender erfunden ?

Adventskalender sind der Beginn einer negativen Verkettung. Klar klar, leuchtende Kinderaugen machen so einiges wieder wett, aber das Unheil, was Adventskalender anrichten können.... schwebt so im Raum … gemessen mit dem Leuchten der Augen würd ich höchstens auf ein Unentschieden gehen. Ein Adventskalender an sich birgt wahnsinnig viele Tücken, die exponentiell zu der Anzahl der vorhandenen Kinder wachsen. Ist ja klar.

Ich kenne das aus meiner Kindheit: DAS was meine Schwester bekam ist immer besser, als das was ich bekam. Besser gesagt: Angenommen ich liebe für mein Leben Lakritze und mag nur so semi gerne Gummibärchen... hätte ich damals Lakritze im Adventskalender vorgefunden und meine Schwester Gummibärchen... na so wären die Gummibärchen urplötzlich das höchste Gut gewesen . Ist doch Logisch oder? Geschwisterlogik.

Angenommen man macht nun also den Anfängerfehler zwei nicht identische Adventskalender zu besorgen bzw. zu bestücken hat man generell schon mal verloren.

Nächste Tücke: Je größer das Paket, desto besser! Egal was der Inhalt ist. Die Größe zählt. IMMER! (Memo an mich für das nächste Jahr: Jeden Tag gibt es für beide Kinder Päckchen , die die gleiche Größe haben . Unabhängig von Wert oder Inhalt) Nun kommen wir zum Hauptproblem: Die Aufregung !Kinder sind so wahnsinnig aufgeregt, wegen dieser Päckchen. Tag für Tag und schlimmer: NACHT für NACHT.(Ob man nächstes Jahr wohl auch ohne Adventskalender auskommt? Zählt das schon zu der Kategorie: Rabenmutter?) Was ist die Folge?

Na klar: Schlechtes Einschlafen. Schlechter Schlaf. Schlechte Tage, schlechte Nächte und das Beste: KURZE NÄCHTE. Kurzes Paradebeispiel . Nehmen wir den Morgen des 17. Dezembers. Dieses Beispiel ist jedoch unabhängig vom tatsächlichen Tag und auf jeden weiteren Tag im Dezember anwendbar:

1 Uhr:

Das Mädchen ruft hysterisch, begeistert, aufgeregt: „Maaaamaaaaa! Ist jetzt Morgen ?“

Ich ….. weniger hysterisch, weniger begeistert und weniger aufgeregt(Ps: im ganzen weiteren Verlauf.... sind die Kinder stets begeistert und ich weniger)

: „ Nein !“

Sie: „Wann denn endlich??“

Ich : „Dauert noch laaaaaange.“ Ich dreh mich um und schlafe weiter.


2 Uhr:

Der Junge: „Aufstehzeit?“

Ich : „Nein.“ Ich drehe mich um und schlafe weiter.


3:20 Uhr:

Der Junge: „ Mami ? Ist schon hell?“

Ich : „Nein“ Ich dreh mich um und schlafe weiter, ...denke ich ! Plötzlich sind alle wach. Große Pinkelpause für alle mit Quatschrunde. Die wirklich wichtigen Fragen des Lebens müssen jetzt geklärt werden . Wie oft noch schlafen bis Weihnachten? Wie kann der Weihnachtsmann so viele Pakete bringen ? Usw usw. Die Kinder diskutieren. Ich versuche mit geschlossenen Augen dem Geschehen zu folgen.

3:45 Uhr :

Das Mädchen : „ Jetzt??“

Ich : „Nein!“ Ich drehe mich um und schlafe weiter.

4:30 Uhr:

Das Mädchen: „Mama , aufwachen! Kann ich mein Paket holen?“

Ich : „Nein“. Ich dreh mich um und schlafe weiter.

5:10 Uhr:

Diesmal steht das kleine Mädchen neben mir am Bett. Sie rüttelt an mir. Ihre Augen leuchten , soweit ich das erkennen kann: „So Mama. Jetzt aber. Ich weiß, dass es jetzt Morgen ist. Darf ich bitte bitte bitte nun mein Paket holen? „

Ich : „Ja.“

Sie: „Welche Nummer?“

Ich : „17“

Sie: „Wie sieht die nochmal aus?“

Ich : „Vorne eine 1 , hinten eine 7.“

Sie rennt los. Sie wechselt die Etage , indem sie lautstark die Treppe runterstapft. (2. Memo an mich : Adventskalender auf gleicher Etage deponieren, auf der auch geschlafen wird) Ich dreh mich um und versuche schnell einzuschlafen .

5:11 Uhr:

Sie brüllt von unten nach oben …. ( schon bei ihrem Rufen , bin ich nur mäßig begeistert, schließlich bedeutet dies, dass ich ebenfalls laut rufen muss, damit sie mich versteht, was wiederum bedeutet, dass der Rest der Familie auch wach wird... Zwickmühle sozusagen )

„Maaaaaaaaaaaama! Welche Nummer ist nochmal vorne?“

Ich ignoriere ihre Frage zugunsten des Schlafes der Anderen .Sie geht die Treppe merklich wieder 3 Stufen hoch und brüllt ihre Frage erneut ins Leere. Und nochmal und nochmal und nochmal.Irgendwann reagiere ich und versuche es mit einer Mischung aus laut und leise. Klappt natürlich prima......nicht. Ich scheitere. Der Junge ist wach. Nun denn . Sie bekam ihre Antwort. Ich drehe mich um und versuche wieder zu schlafen . Der Junge rüttelt an mir:

„Maaama, aufwachen . Ist schon hell.“ Ich antworte, dass es dunkel ist und versuche zu schlafen . Ich döse ein und plötzlich pling: Licht an ! Das Mädchen hält mir ein Paket direkt unter die Nase: „Richtige Nummer?!“ „Jaaaaaa.“ ! Sie: „Ich muss echt mit dir schimpfen . Du bist nicht besonders gut im Zahlen schreiben!“ Ich dreh mich um und Überraschung : versuche zu schlafen . Der Junge lässt dies nicht zu.... Er redet etwas von seinem Paket. Das Mädchen stürmt los und holt ihm von unten sein Paket. Meine Chance auf 2 Minuten Schlaf. Die letzten zwei Minuten des Tages.Zack : Zu Ende. Beide Kinder sitzen mit ihren Paketen irgendwo auf mir . Jeder zerfetzt sein Paket und auf meinem Gesicht türmen sich Geschenkpapierschnipsel . Auch meine Haare werden künstlerisch verziert. An diesem Morgen ist ein kleines Auto in dem Päckchen des Jungen . Die harte Plastikverpackung ist der krönende Abschluss des Müllberges inmitten meines Gesichts.

Dienstag, 17. November 2020

Wäscheverbot

 

Wer meine Tochter kennt oder meine Geschichten verfolgt, weiß eines über sie ganz genau: sie liebt es sich umzuziehen. Vielleicht liebt sie es nicht nur sich umzuziehen... meine Theorie hinter dem Ganzen ist letztlich, dass sie es liebt, wenn ich Wäsche wasche. Vielleicht liebt sie es nicht, dass ich Wäsche wasche, sondern vielleicht liebt sie es, wenn ich beschäftigt bin . Arbeitsbeschaffungsmaßnahme?! Wer weiß , wer weiß. Jedenfalls zieht sie sich grob geschätzte 4 Mal am Tag um. Von warm auf kalt, von kurz auf lang, von Rock auf Hose, dann auf Kleid und dann wieder auf Hose, ach Strumpfhosen nicht zu vergessen. Von „Tanzkleidung“, zu „Ballerina-Kleidung“ (Ja, die tragen ganz unterschiedliche Klamotten, hab ich mir neulich fachmännisch erklären lassen), zu Sport-Kleidung, zu „Gemütlich-Kleidung“ ach ja und mein Favorit: „Aufräumkleidung“, also Kleidung die man nur trägt, wenn man aufräumt , um sich danach wieder in „normale Kleidung“ zu werfen. Das Thema ist ganz kompliziert . Für jedes Outfit hat das Kind übrigens auch passende Schuhe auserkoren.

Und wenn es gerade augenscheinlich keinen Grund für einen Kleidungswechsel gibt, erfindet sie den perfektesten Grund: Dreck . Oder noch einfacher: Wasser. Ein Wasserfleck in der Größe eines Fingernagels (ihres Fingernagels.... ), wer wüsste es nicht, kann eine 4-jährige zur Verzweiflung bringen. Es bringt sie um den Verstand und es ist jawohl der triftigste Grund die Kleidung zu wechseln. Und zwar SOFORT! SOOOOOFORT! Hilfe, Wasser auf der Kleidung. Der Untergang naht. Wenn sie Kleidung wechselt, schmeißt sie die „alte“ Kleidung (sie ist ja schließlich getragen....) sofort in die Waschmaschine. Da das Mädchen in Sachen Kleidung schon mit einem Jahr selbst entscheiden WOLLTE (und der Wille war groß), ist das noch heute so und die Vorstellungen ihrer Kleidungskombinationen sind ausgeprägt. Wen wundert es, dass am Ende eines jeden Tages ein Nervenzusammenbruch ins Haus steht, weil ihr Kleiderschrank leer ist, oder aber nicht mehr das beinhaltet, was sie gerade für notwendig hält. Ich hingegen verbringe zumeist Teile des Abends damit, ihre „dreckige“ Kleidung wieder aus der Waschmaschine zu nehmen, um diese dann UNGEWASCHEN wieder in ihren Kleiderschrank zu schmuggeln.


Soweit, so nicht gut.


Eines Tages trug es sich wie folgt zu :

Es war irgendwann im Spätsommer und auf Grund mangelnder Geduld und leichter Überforderung durch Wäscheberge ,meinerseits , rufe ich wiedermal ein Wäscheverbot aus. Ein Wäscheverbot ist meine grandiose Erfindung. Der Name besagt was es bedeutet... An dem Tag akzeptiere ich keine Wäsche. Großartige Sache.... eigentlich . Nicht jedoch, wenn das oben im Detail beschriebene Mädchen.... beim Mittagessen KETCHUP auf das wunderschöne Kleidchen kleckert...Ein Fleck, kaum sichtbar und doch in ihren Augen.... ein riiiiiiiiiiiiiiiiiiiesiger Schandfleck. Tja. Das ist ein schlimmer Moment. Sie weiß was es bedeutet, ich weiß es auch … wir gucken uns an. Ich schaue verlegen auf den Boden.... sie stellt die Frage aller Fragen, dessen Antwort ihr bereits klar ist: „Darf ich mich nun umziehen?“ Ich antworte: „Nein, leider nicht. Heute ist Wäscheverbot.“ Sie trägt es mit Fassung.... was in in dieser Situation bedeutet: Sie fragt alle 5 Minuten erneut die gleiche Frage und bekommt alle 5 Minuten die gleiche Antwort. Hmm Geduld, Geduld, Geduld. Nunja. Ahhhhhh.

Ich gehe raus, fliehe vor der Frage, fliehe vor dem Mädchen und entscheide mich den Pool abzubauen :


Ich genieße die Ruhe. 10 Minuten. Und plötzlich kommt sie angestapft. Zielstrebig , selbstsicher. Ich bekomme Angst vor meiner eigenen Tochter. Sie ist noch ca. 10 Meter entfernt und ich rufe präventiv ein „ NEEEEEEEEEEEEEEEIHEIN“ ins Leere. Sie kommt an und grinst: „Ich will doch gar nicht fragen, ist ja Wäscheverbot.“ Wow. Diese Einsicht. Ich bin begeistert. Stattdessen die widererwartende Frage: „Kann ich dir helfen?“ Ich bin noch mehr begeistert und stimme frohen Mutes zu . Und in diesem Moment hätte mir klar sein sollen, dass da was nicht stimmt. Es war mir aber nicht klar und so nimmt es weiter seinen Lauf, in dem zwei engagierte Personen barfuß in dem bereits zu 95 % entleerten Pool stehen und mit Besen im ca. 10 cm hohen Wasser den Boden reinigen.

Ich bin mir sicher, den meisten Lesern ist klar, was jetzt passiert?

Das engagiert wirkende Mädchen schrubbt nämlich nur wenige Sekunden und auch in Wirklichkeit nur wenig engagiert. Sie guckt mich noch an und schwupp, besser hätte ich es nicht performen können, holt sie aus, um dann ein Ausrutschen vorzutäuschen. In ihrer Fantasie sollte es so aussehen, als würde sie ausrutschen , sodass ihre Füße voran in die Luft fliegen und sie mit dem Po zuerst in dem Wasser landet. In der Realität jedoch hat sie zunächst kurz mit den Füßen gezappelt, um sich dann langsam ins Wasser sinken zu lassen.

Ich beginne zu lachen . Wir lachen zusammen . Und dann kommt der Satz, der mich sprachlos werden lässt: „Mama, das ist aber schade, jetzt bin ich ja ganz nass und ich werde mich erkälten. Und dabei ist ja Wäscheverbot.“ In der Tat... die Wassermassen, sind nun definitiv schlimmer als der kleine Ketchup-Fleck. Da kommt die zusätzlich verräterische Frage (die ich wirklich lange nicht mehr gehört hatte) hinterher:

„Mama, darf ich mich nun umziehen?“

Ahhhh, was kann ich tun ?! Ich muss als Gewinner aus dieser absurden Situation kommen . Der SOS-Plan auf die Schnelle erscheint mir ausgebufft : „Klar darfst du dich umziehen. Du wirst ja sonst krank. Aber da ja leider Wäscheverbot ist.... hab ich eine Idee! Du suchst dir jetzt gaaanz schicke Klamotten heraus und diese Klamotten ziehst du dann aber auch Morgen in den Kindergarten an. Also vielleicht schaffst du es ja, dass sie sauber bleiben!“

„Haaaaa. Der hat gesessen“ Denke ich mir so .

Ihre Antwort: „Kein Problem. Was soll denn Morgen für ein Wetter werden ?!“Die Sinnhaftigkeit dieser Frage soll noch verheerende Auswirkungen haben , wie sich raus stellt. "Morgen wird es heiß“ , sage ich belanglos dahin und arbeite weiter.Wenige Minuten später kommt die kleine Dame wieder angelaufen . Da ist er wieder …. dieser Gang: Selbstsicher, siegessicher, fordernd.... fast schon beängstigend. Sie steht vor mir! Sie will dieses Spiel gewinnen. Sie trägt den dicksten Winterpullover, den ihr Kleiderschrank hergibt, für eine Wetterprognose von 27 Grad … definitiv falsch gekleidet. Dann die provozierenden Worte: „ Seh ich nicht wirklich schick aus , Mama?“ Ich bejahe das ganze schmunzelnd. Ich weiß, dass sie gewonnen hat. Sie weiß es auch. Und da ist er der Schach-Matt-Satz:

„ Aber Mama.... So kann ich doch Morgen nicht in den Kindergarten gehen, das wird ja viel zu heiß werden, mit so einem dicken Winterpullover.“

Mittwoch, 7. Oktober 2020

Pferd des Grauens

 Der Beginn dieser Geschichte liegt schon ein bisschen zurück. Der Junge war noch ein kleines Baby und das Mädchen ja irgendwie auch . Und ich weiß es noch als sei es gestern gewesen, es war ein heißer Tag, wir machten eine Radtour mit Freunden und aus irgendeinem Umstand, bekamen meine Kinder am Ende von anderen (sehr viel älteren )Kindern ein Pferd geschenkt. Nicht irgendein Pferd und nein , auch kein echtes Pferd. Es handelte sich um ein Pferd , auf dem Babyborn reiten kann. Meine Kinder hatten keine Babyborn, haben sie immer noch nicht, werden sie vielleicht nie haben.... aber , sie haben das passende Pferd. Das ist doch schon mal ein Anfang. Kommt Belastung auf den Rücken des Pferdes, beginnt es zu laufen und zu wiehern.

Prinzipiell sei schon mal gesagt, dass mir Spielzeuge, die derartige Dinge tun, suspekt sind. Ich habe dann das Gefühl die Spielzeuge haben ein Eigenleben und schon sind sie ziemlich beängstigend.Und wie der aufmerksame Leser vielleicht schon erahnen kann : Ich mag dieses Pferd nicht. Ich mochte es noch nie. ( Falls die Familie, von der dieses Pferd geschenkt wurde das nun liest: Ich mag dieses Pferd nicht! Aaaaber: Meine Kinder mögen es und es ist wahrscheinlich eines der besten Geschenke dieses Planeten für sie).

Meine Kinder lieben es. Lieben es seit dem ersten Tag. Es sei dazu gesagt, dass so ein Pferd für Puppen, was sich dazu noch bewegen kann , natürlich nicht klein und auch nicht kuschelig ist. Das war der kleinen Tochter schon damals egal. Sie nahm dieses sperrige, angsteinflößende Teil mit ins Bett. Nacht für Nacht . Und tagsüber wurde es gepflegt, gekuschelt, zugedeckt, gefüttert usw. Eben all das was Kinder mit Spielzeug tun, was sie gern haben . Sicherlich sollte es auch mal mit in die Badewanne. Das wäre ja im Prinzip meine Chance gewesen..... Ich hätte es einfach erlauben sollen, dann wäre zumindest der Spaß mit dem gruseligen, elektronischen Eigenleben zu Ende gewesen. Aber so fies wollte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht sein.

Die Zeit verging. Der Junge wurde größer und siehe da! Auch er hatte dieses Pferd.....oder: Lilli, Amadeus, Sabrina, Skye, Amber, Lina, Schnuffi, etc. (es bekam im Laufe der Zeit wirklich viele Namen) als sein liebstes Spielzeug auserkoren. Als er so gerade dabei war laufen zu lernen , benutzte er es als Lauflernhilfe. Und so seh ich ihn hier noch an mir vorbeireiten. Ein Szenario für sich, wenn man bedenkt, dass dieses Pferd für Puppen gemacht ist, nicht für Kinder, die sich mit ihrem vollen Körpergewicht auf den Rücken setzen , um dann laufen zu üben. Nun denn . Das Pferd?: Wiehernd …. ohne Pause wiehernd. Fast schon dramatisch , klagend. Die Beine des Pferdes dem Zusammenbruch Nahe. Ich behaupte, dass eben dieses sich ständig wiederholende Szenario dem Pferd einen Knacks weg gegeben hat. Da könnte verschiedenes passiert sein . Ich behaupte jedoch einfach mal , dass die körperliche Belastung sich auf die Psyche niedergeschlagen hat.

So jedoch vergingen Tage und Wochen und mit jedem Wiehern wurde mir dieses Tierchen unangenehmer. Meine Idee hierzu war,... es aus dem Wohnzimmer zu verbannen. Gesagt getan... ich schleppte es nach oben ins Spielzimmer und hatte für wenige Stunden meine Ruhe. Das ganze blieb nämlich nicht lange unbemerkt und eines der Kinder schlurte das Teil wieder nach unten . Mist. In einer ruhigen Minute schauten wir uns an . Die Blicke trafen sich und ich bin mir sicher...., das Pferd fing an zu lachen. Es lachte mich aus. Hass entwickelte sich. Ich begann mit ihm zu sprechen. Es antwortete.... glaub ich . Den Versuch es nach oben zu verbannen , probierte ich noch zwei-, drei Mal und schließlich klappte es. Es blieb oben . Und dort? Trieb es sein Unwesen . Während der Junge weiterhin beim Spielen oben , das Pferd „ausritt“ , pflegte das Mädchen das ermüdete Pferd, meist bis es zugedeckt einschlief. Und ja, das Gefühl, dass dieses Tierchen ganz offensichtlich mit Eigenleben, nachts nur eine Tür weiter lag, machte mir Angst. Und eines Nachts: Es war um 3!... , schreckte ich hoch. Ich wurde geweckt . Von einem Wiehern. Nein nicht von einem Wiehern … sondern von einem Wieher-Konzert. Ich stampfte ins Spielzimmer, machte das Licht an und sah dieses Pferd, was wieherte und zugleich seine harten Plastikbeinchen auf der Stelle über den Laminatboden schob. Da dieser offenbar zu glatt war, kam es nicht voran. Hätte das Pferdchen nicht so unendlich dämlich ausgesehen , wäre ich vollends vor Panik zusammengebrochen. Das ist doch nun wirklich der Beweis dafür, dass solche Art von Spielzeugen angsteinflößend sind. Ich bin in jener Nacht hingelaufen zu dem Pferd und habe dagegen getreten. Dann war Ruhe. Vorerst.

Am nächsten Morgen entschied ich mich , das Tierchen, was mich offenbar absichtlich terrorisierte heimlich zu entsorgen. Als die zwei Kinder also fernsahen , stampfte ich klammheimlich von oben nach unten , mit dem süßen Tierchen in der Hand. Ich ging in die Garage und warf es im hohen Bogen auf unseren Sperrmüllhaufen. Zack , erledigt. Ich fühlte mich frei … und erleichtert. Doch dieses Gefühl hielt..... 3 Stunden . Durch einen absolut doofen Zufall entdeckte das Mädchen das Pferd in der Garage:

„Ach Amber! Was machst du denn hier? Du arme Maus, komm mal schnell mit rein ins Warme!“

Jaaaa, genau... du arme Maus. Geh mal schnell mit rein ins Warme!Grr.

Diesen Versuch wiederholte ich DREI ganze Male. DREI ganze Male wurde dieses bescheuerte Pferd wiedergefunden und das, obwohl ich es von Mal zu Mal besser versteckte. Es ist doch ein Rätsel! Wie ist so etwas möglich ? Hat es gewiehert, dass die Kinder es immer wieder gefunden haben . Ich weiß es nicht und Verzweiflung steht mir bis heute ins Gesicht geschrieben. Denn noch während ich diese Geschichte niederschreibe steht es hinter mir! Unten! In meinem Lebensraum ! Und was tut es? Es schaut mir zu und ab und an wiehert es unkontrolliert.

Ich werde es niemals loswerden. So … mein aktuelles Gefühl.